"Der kleine KiTa-Gipfel" - Corona, Fachkräftemangel und die Zukunft der KiTas

01.07.20 –

Am Montagabend hat Kathrin Horre, Kandidatin für das Amt der Bürgermeisterin, Vertreter*innen der örtlichen Kindertagesstätten zu einer „Open-Air-Diskussion“ auf den Rathaus-Vorplatz eingeladen. „Ich will heute zuhören – wie geht es in den Einrichtungen nach den ersten Wochen der Öffnung unter den Beschränkungen der Corona-Pandemie? Wie geht es den Kindern und Eltern aus Sicht der KiTas? Wie kann es im neuen Kindergartenjahr weitergehen und was kann die Kommune tun?“

Als Gast war Josefine Paul, MdL und Sprecherin für Kinder, Jugend und Familie der GRÜNEN Landtagsfraktion eingeladen. „Mein Wunsch ist, die Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen. Gute Ideen, berechtigte Kritik oder Anregungen sollen so direkt den Weg in den Landtag finden. Ich nehme meinen Teil mit in die GRÜNE Kreistags und Ratsfraktion – so bekommen wir einen guten und vernetzten Austausch hin“, erklärt Kathrin Horre die Idee des „Kleinen KiTa-Gipfels“.

Und das es großen Gesprächsbedarf aus Sicht der Kindertagesstätten gibt, wurde durch die Resonanz auf die Einladung deutlich. Alle Träger waren durch ihre Leitungen vertreten: Birgit Overesch für den jfd, Maik Engbers als Verbundsleitung für die Kirchengemeinde, Sonja Fettich, DRK-Zwergenburg, Lisa Brücker, DRK-Korallenriff, Karin Albers, Caritas-Abenteuerland und Christiane Kunert für die Caritas-Pusteblume.

Nach einer schnellen Vorstellungsrunde schloss sich unmittelbar eine Diskussion um die Kommunikationspolitik des Ministeriums an: „Wir sind heute bei der 37. Fachinformation (Anm.: Mails aus dem Familienministerium). Fast alle kamen am Freitagnachmittag, nur eine erreichte uns bevor sie an die Presse ging und i.d.R. enthielten diese Mails Vorschriften, die bis zum Folgemontag umgesetzt werden mussten. Nur zwischen Ankündigung und Umsetzung der Wiederaufnahme des eingeschränkten Regelbetriebes hatten wir acht Tage Zeit.“ Auch die sog. „Bastelmasken“ sind in Neuenkirchen angekommen. „Ein Witz, die acht Wochen davor haben wir uns längst selber mit Masken versorgt.“ Aber die Entschuldigung des Ministers ist wohlwollend zur Kenntnis genommen worden und alle müssten nun aus Fehlern lernen.

Josefine Paul hakte nach und fragte, wie denn die Öffnung der KiTas angelaufen sei und wie es für die Kinder nach der langen Zeit daheim war. Einstimmiges Resümee: Alle Kinder haben sich auf die KiTa gefreut und haben sich problemlos wieder in den Alltag eingefunden. Auch das die Eltern die KiTas nicht betreten dürfen, wird akzeptiert und klappt gut. Dennoch bekommen die Erzieherinnen das Unverständnis und den Ärger der Eltern ab, die ihre Kinder nicht im vollen Umfang in der KiTa betreuen lassen können. „Die Notbetreuung galt über die regulären Öffnungszeiten hinaus, bei Bedarf sogar am Wochenende. Und jetzt haben alle Familien 10 Stunden weniger Betreuungszeit für ihre Kinder. Das stellt viele vor große Herausforderungen und führt zu Frust.“

„Als Mutter, Sozialpädagogin und Mitglied des Deutschen Kinderschutzbundes interessiert mich eine drängende Frage besonders“, fragt Kathrin Horre nach. „Wir haben immer wieder von der Sorge vor der steigenden Dunkelziffer häuslicher und sexualisierter Gewalt gegen Kinder gehört. Können Sie diese Befürchtungen nach den ersten Wochen der KiTa-Öffnung bestätigen? Und wenn ja, was kommt da auf uns zu?“

„Wir kennen unsere Problem-Familien und sind im Kontakt mit ihnen geblieben, soweit dies möglich war. Aktuell sehen wir Einzelfälle, in denen Kinder in alte Verhaltensmuster zurückgefallen sind. Aber einen signifikanten Anstieg können wir aktuell nicht feststellen.“ Gelobt wurde von allen besonders in diesem Punkt die gute Beratung und Unterstützung durch das Kreisjugendamt. „Die haben auch am Wochenende und bis abends spät gearbeitet!“

Mit Blick nach vorn und auf die „KiTa der Zukunft“ wurde die größte Sorge aller deutlich: der Fachkräftemangel. Wie gelingt es, mehr junge Menschen für den Beruf zu begeistern und sie zu halten? Wie kann im Rahmen der neuen „Praxisintegrierten Ausbildung“ (PiA) eine Begleitung der angehenden Erzieher*innen mit dem aktuellen Personalschlüssel gelingen? Aus Sicht der Leitungen braucht es mehr Personal, kleiner Gruppen und ein besseres, modernes Raumkonzept. Dazu wird dringend ein Abbau der Bürokratie in Richtung Bezirksregierung gefordert. „Wir sind mit vielen Dingen befasst, die Zeitfresser sind – immer differenziertere Verwendungsnachweise und Dokumentationen. Die Zeit fehlt uns mit den Kindern.“ Darüber hinaus hilft den Einrichtungen, wenn es mehr Personal zur Entlastung einstellen könnte: Hauswirtschafterinnen, Hausmeister und Gärtner.

Eine abschließende Frage interessierte Kathrin Horre dann doch noch: „Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem KiTa-Navigator, dem Online-Anmeldesystem für das nächste Kindergartenjahr?“ Deutlich wurde, dass neben dem Vorteil für die Eltern, nicht an bestimmte Präsenz-Anmeldetage gebunden zu sein, es eventuell ein Konzept für eine Art Aufnahmegespräch benötigt wird. „Viele Informationen, die wir über die Kinder bereits im Anmeldegespräch bekommen haben, fallen weg. Wir warten mal ab, wie das im August wird und müssen uns für das nächste Jahr eventuell etwas überlegen.“

Beide Frauen nehmen eine Menge an Anregungen und Informationen mit. Die eine mit nach Düsseldorf, die andere für die weitere politische Arbeit im Rathaus. „Entweder als Bürgermeisterin oder mit meiner Fraktion im Gemeinderat“, erklärt Kathrin Horre mit einem Zwinkern und spricht ihren großen Dank aus: „Sie haben großartiges unter widrigen Bedingungen umgesetzt und dabei immer die Bedürfnisse der Kinder im Blick gehabt. Ich wünsche Ihnen und Ihren Teams einen erholsamen Sommerurlaub. Das haben Sie sich alle verdient!“

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